Waste Management bei Alperia: Vom Einkauf bis zur Entsorgung

Nachhaltigkeit
Waste Management bei Alperia: Vom Einkauf bis zur Entsorgung

Abfälle: Ein Thema, das uns vielleicht nicht gefällt, aber uns alle und damit unseren gesamten Planeten – und unsere Zukunft – unmittelbar betrifft. Eine Zukunft, die wir heute mit unserem Handeln und Entscheiden gestalten können. Lasst uns gemeinsam sehen, wie ein Unternehmen wie Alperia mit seinem Abfall umgeht. Wir haben mit den beiden Schlüsselpersonen für dieses Thema im Unternehmen gesprochen: Fabio Filippi, Verantwortlicher Waste Management von Alperia (seit 33 Jahren im Betrieb), und Claudio Trentini, Umwelttechniker der Alperia Greenpower, eine Tochetergesellschaft von Alperia, (seit 37 Jahren im Betrieb).

Was versteht man unter Waste Management?

Das Waste Management beschäftigt sich mit den industriellen Abfällen, d. h. es verfolgt den Weg aller Abfallprodukte, die durch die tägliche Arbeit in unserer Gruppe anfallen, von deren Entstehung bis zur endgültigen Entsorgung. Es verfolgt daher alle Aktivitäten, die mit diesem Thema zusammenhängen.

Was tun wir bei Alperia in diesem Bereich?

Wenn wir ein Abfallprodukt oder ein Produkt, das nicht mehr verwendet werden kann, entsorgen wollen oder müssen, wird es gemäß den geltenden Rechtsvorschriften zu (gefährlichem oder nicht gefährlichem) Abfall. Wir klassifizieren diesen durch einen EAK-Code (Europäischer Abfallkatalog), d. h. einen 6-stelligen Zahlencode, z. B. 170405 „Eisen/Stahl; nicht gefährlich“.

Wir lagern den Abfall in einem speziellen Zwischenlager für einen Zeitraum bis maximal einem Jahr. Jedes einzelne Unternehmen der Alperia Gruppe, in dem Abfälle aus dem normalen Geschäftsbetrieb (Industrieabfälle) anfallen, hat ein Abfalllager und einen Abfallbeauftragten. Die Depots werden regelmäßig auf die ordnungsgemäße Lagerung überprüft. Bei Bedarf setzen wir uns mit dem Transportunternehmen und dem Empfänger in Verbindung und stellen sicher, dass diese sämtliche Voraussetzungen erfüllen, um die Tätigkeit vorschriftsmäßig durchzuführen. All dies muss in einem speziellen Register (nationales Verwaltungsprogramm) festgehalten werden, damit wir den Überblick über alles, was wir produzieren und entsorgen, behalten.

Schließlich müssen wir jedes Jahr das Modell MUD (Modello Unico di Dichiarazione Ambientale) erstellen, das alle Aktivitäten des vergangenen Jahres zusammenfasst, und es zur Kontrolle an die Handelskammer Bozen schicken.

Welche Arten von Abfällen fallen bei uns an?

Im Betrieb fallen Siedlungs- und Industrieabfälle an.

Die Siedlungsabfälle (Haushaltsabfälle) werden im Rahmen von Verträgen bewirtschaftet, die direkt mit den gemeindlichen Betreibern wie SEAB oder Stadtwerke Meran abgeschlossen werden. Über diese erfolgt die getrennte Sammlung des Abfalls, der bei der täglichen Büroarbeit anfällt (Papier, Restmüll, Biomüll, Glas). An den Arbeitsplätzen befinden sich farbige Behälter für die Mülltrennung.

Im Sinne des Umweltschutzes sind unsere Kaffeeautomaten und Wasserspender seit Jahren mit biologisch abbaubaren Bechern und Rührstäbchen ausgestattet.

Die von uns produzierten Industrieabfälle werden als „Sonderabfälle“ bezeichnet, die in gefährliche und nicht gefährliche Abfälle eingeteilt werden. Was unsere Wasserkraftwerke betrifft, werden mehr als 30 % der Gesamtmenge von den Gittern der Wasserfassungen an den Wehren oder Dämmen abgefangen. Dabei handelt es sich um Laub, Zweige, Holz und eine geringe Menge Plastik, das in den Flüssen mitgeführt wird. An den anderen Standorten des Unternehmens fallen Abfälle wie Metalle, Verpackungen und Öl an.

Was versteht man unter gefährlichen Abfällen?

Abfall wird gefährlich, wenn er hauptsächlich aus gefährlichen/umweltbelastenden Stoffen (Öl, Lösungsmittel, Staub, Gase usw.) besteht oder eine hohe Konzentration davon enthält, die zu Schäden für die Umwelt und die menschliche Gesundheit führen können.

Für alle gefährlichen Abfälle wird eine Charakterisierung durchgeführt, d. h. eine klinische Analyse, bei der sie auf nationaler Ebene zertifiziert werden. Normalerweise wird die Charakterisierung eines Abfalls durchgeführt, wenn Zweifel hinsichtlich seiner Gefährlichkeit bestehen oder die exakte Konzentration dieser Gefährlichkeit ermittelt werden muss.

Wie viele Tonnen Abfall produzieren wir?

Was unsere Wasserkraftwerke (Daten von 2021) betrifft, überschreiten wir 2.100 t. Dabei handelt es sich jedoch um einen variablen Wert, weil ungefähr 750 t an den Wasserfassungen gesammelt werden. Ohne Berücksichtigung der Wasserkraftwerke produziert die Alperia Gruppe jährlich 1.300 t Abfall, davon 374,52 t gefährliche Abfälle.

Die Abfallerzeugung wird von den einzelnen Unternehmen auf der Basis von jährlichen Programmen/Arbeiten kontrolliert. Dies kann sich jedoch erheblich ändern, wenn durch die Natur verursachte externe Faktoren und unvorhergesehene Störungen eintreten. Wenn es zum Beispiel im Winter viel schneit und eine Leitung beschädigt wird, dann müssen wir Material entsorgen, das eigentlich nicht vorgesehen war. Dies gilt zum Beispiel auch, wenn bei einem Gewitter durch Blitzschlag Umspannwerke zerstört werden usw.

Die Entsorgung beginnt mit dem Kauf des Produkts. Was bedeutet das?

Bereits beim Einkauf versuchen wir, Produkte zu vermeiden, die schädlich sein können, und wählen wenn möglich weniger gefährliche Produkte oder solche, deren Konzentration eine geringere Gefährlichkeit aufweist. Zum Beispiel biologisch abbaubares dielektrisches Öl, das zwar in der Regel mehr kostet, mit dem wir aber beweisen, dass wir auch zu Beginn des Kreislaufs Wert auf die Umwelt legen.

Siedlungs- und Industrieabfälle

Welche Regeln, Beschränkungen, Vorschriften, Gesetze und Kontrollen gibt es?

Die themenspezifischen Bestimmungen finden sich im Gv.D. Nr. 152 vom 6. April 2006, das auch als Einheitstext im Umweltbereich bekannt ist, und dessen Erweiterungen. Darüber hinaus gelten in der Autonomen Provinz Bozen eigene Ausnahmeregelungen.

Für die Kontrollen sind die Landesämter und der NOE (Nucleo Operativo Ecologico) der Carabinieri sowie die Handelskammer zuständig. Wer nach ISO 14001 und EMAS zertifiziert ist, wird regelmäßigen Audits unterzogen, in deren Rahmen die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen geprüft wird, und bietet somit höhere Garantien, was jedoch nicht ausschließt, dass die zuständigen Einrichtungen Inspektionen durchführen können.

Und, wie vorhin schon angedeutet, müssen wir zudem die sogenannte Abfalljahreserklärung MUD (Modello Unico di Dichiarazione Ambientale) vorlegen; durch diese sind wir verpflichtet, alle im Lauf des Jahrs erzeugten, gelagerten und entsorgten Abfälle zu melden. Auch führen wir mittels einer speziellen Software ein tägliches Abfallregister sämtlicher von der Gruppe erzeugten Abfälle.

Bei einer Missachtung der abfallrechtlichen Bestimmungen sind abgesehen von Bußgeldern auch strafrechtliche Verurteilungen bis hin zur Festnahme vorgesehen.

Wo lagern wir den Müll, bevor er von den beauftragten Unternehmen abgeholt wird?

In der Alperia Gruppe besitzen wir mehrere Standorte für die Lagerung, vorwiegend für die Produktionsgesellschaften wie Alperia Greenpower oder für diejenigen, die in Außenbereichen tätig sind, wie Edyna. An unserem Edyna Standort in Bozen am Linken Eisackufer befindet sich zum Beispiel ein großes Depot mit drei Lagerbereichen, von denen einer überdacht ist und sich zwei im Außenbereich befinden. Im Außenbereich sind die Lagerbereiche mit großen Metallbehältern mit Abdeckung (zum Schutz vor Niederschlägen) für nicht gefährliche Abfälle (z. B. Eisen, Kupfer, Aluminium, Holz, Verpackungen) ausgestattet. Die Bereiche sind abgeschlossen und werden überwacht. Im Innenraum werden dagegen in zugelassenen PVC-Behältern die gefährlichen Abfälle gelagert. Die Entsorgungen erfolgen kontinuierlich und regelmäßig.

Neben diesen beiden großen Lagerstätten befinden sich an den vier Betriebsstandorten in Kardaun, Brixen, Lana und Naturns sowie in Kastelbell und Glurns weitere Zwischenlager.

Für das Zwischenlager in Kardaun haben unsere Kolleginnen und Kollegen einen sympathischen Namen gefunden und nennen es „Abfallboutique“.

Die Entsorgung der Asche (aus den Fernheizwerken) wird anders gehandhabt; sie erfolgt stets monatlich in großen Eisenbehältern. Dabei wird immer ausschließlich kalte Asche entsorgt, damit die erneute Zündung oder ein Brand während des Transports oder des Umfüllens in andere Behälter vermieden wird.

Was ist der letzte Schritt der Entsorgung?

Vorschriftsmäßig hat die Entsorgung zu erfolgen, bevor eine gewisse Menge an Gewicht und Volumen erreicht wird. Wir von der Alperia Gruppe haben beschlossen, die Entsorgung in jedem Fall einmal pro Monat durchzuführen, auch wenn diese Grenzen nicht erreicht wurden; mit Ausnahme der Lagerung an den Produktionsstandorten, bei der diese alle drei Monaten durchgeführt wird. An einigen Standorten erfolgt die Entsorgung wöchentlich.

Zum Zeitpunkt der Entsorgung wird der Abfallerkennungsschein FIR erstellt, der Formulario di Identificazione dei Rifiuti. Dabei handelt es sich um ein Begleitdokument für den Transport von Abfällen, das sämtliche Informationen in Bezug auf die Art des Abfalls, den Erzeuger, das Transportunternehmen und den Empfänger enthält. Wir verfolgen den Prozess bis zum Schluss, d. h., wir vergewissern uns, dass das Transportunternehmen und das Entsorgungsunternehmen für die Arbeitsschritte berechtigt sind und die Abfälle sachgerecht entsorgt werden.

Auf der Grundlage einer alle drei Jahre stattfindenden Ausschreibung übergeben wir die Abfälle Fachunternehmen der Branche, die wertlose Abfälle abholen (in diesem Fall zahlen wir einen Preis pro kg), uns aber für andere Abfälle (Eisen, Stahl, Kupfer, Papier und Pappe) ihrerseits bezahlen.

Was tun wir, um den Abfall zu reduzieren?

Edyna hat eine Studie über zu 90 % biologisch abbaubares dielektrisches Öl abgeschlossen. Mit diesem Öl werden beispielsweise Niederspannungs- und Mittelspannungsmasttransformatoren gefüllt. Sollte es doch einmal zu einem Auslaufen dieses Öls kommen, schadet es der Umwelt nicht, da es ökologisch ist. Wird ein kontrolliertes Ausgangsprodukt genutzt, ist dessen Entsorgung natürlich einfacher. Darüber hinaus sind wir das zweite Unternehmen in Italien, das diese Ölsorte verwendet.

Eine weitere Maßnahme, die wir ergriffen haben, betrifft beispielsweise das Management der Putztücher. Das heißt, anstatt die zur Reinigung von Oberflächen und Teilen von Maschinen genutzten, mit Öl getränkten Putztücher zu entsorgen, haben wir ein Unternehmen beauftragt, das die verschmutzten Putztücher abholt, sie reinigt und uns saubere Putztücher liefert. Dadurch wird die Menge der zu entsorgenden Putztücher reduziert.

Unsere Gesellschaft Alperia Greenpower ist dabei, Wasserreinigungsanlagen zu installieren, um das Sammelwasser aus den Transformatoren aufzubereiten. Unbehandelt gilt dieses Wasser als Industrieabfall und muss als Abfall entsorgt werden, während es, wenn es vor Ort behandelt wird, in die Kanalisation oder direkt in Oberflächengewässer eingeleitet werden kann. Dadurch verringert sich die Abfallmenge um mehrere tausend kg.

Aber wir achten auch darauf, was wir im Büro verwenden; ein Großteil der Bürodokumente wird in digitalen Archiven verwaltet. Dadurch konnten wir die Menge an Papier und Pappe in der Gruppe in den letzten zehn Jahren um 30 % reduzieren, von 25 t im Jahr 2010 auf gegenwärtig 15 t.

Wenn unsere Abteilung Digital & Technology beispielsweise beschließt, 500 neue Monitore zu kaufen, weil die alten ersetzt werden müssen, wird in den Vertrag eine Klausel eingefügt, dass 500 Monitore gekauft werden, jedoch dem Auftragnehmer dafür die 500 Altgeräte übergeben werden. In diesem Fall gelten die Monitore nicht als Abfall für uns, sondern werden zurückgegeben und der Auftragnehmer hat für deren Entsorgung zu sorgen. Der Kauf von Monitoren ist also Teil eines Produktionszyklus.

Welche Auswirkungen hat Abfall auf den Klimawandel?

Abfälle wirken sich aufgrund der Absonderung von Giftstoffen auf das Ökosystem aus und darüber hinaus auf die globale Erwärmung, was vorwiegend darauf zurückzuführen ist, dass während des Abbaus in den Deponien Methan (CH4) und Distickstoffoxid (N2O) abgegeben werden, die bei gleicher Masse ein Treibhauspotenzial aufweisen, welches das von Kohlendioxid um das 21- bzw. 310-Fache übersteigt (d. h. ein Kilo Distickstoffoxid entspricht 310 kg Kohlendioxid). Weitere Emissionen sind der biologischen Behandlung zuzuschreiben, wie beispielsweise der Gärung von Kompost, sowie anderen Arten der Verbrennung, bei denen keine Energie gewonnen wird.

Aus diesem Grund kann eine korrekte Abfallbewirtschaftung dazu beitragen, die Emissionen zu verringern – mittels einer Reduzierung der Abfallmenge a priori und dank der konsequenten Rückgewinnung von Material und Energie infolge des Recyclings von aus der korrekten Abfalltrennung gewonnenen Sekundärrohstoffen, womit Primärrohstoffe eingespart werden.

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